Makaber: Google Earth markierte Ort des jüngsten Terrorangriffs von Wolgograd

Merkwürdiger Zufall? Als wären die jüngsten Selbstmordattentate mit über 30 Toten nicht schon schaurig genug: Wer auf Google Earth die Stelle des Sprengstoffanschlags vom Morgen des 30. Dezember sucht, dem könnte es ein weiteres Mal eiskalt den Rücken herunterlaufen.

Nur einen Tag nach dem Terrorangriff auf den Hauptbahnhof der südrussischen Metropole Wolgograd kam es im morgendlichen Berufsverkehr zur nächsten Tragödie. In einem voll besetzten Bus sprengte sich ein Attentäter in die Luft. Mindestens vierzehn Menschen starben, ca. dreißig weitere wurden – teils erheblich – verletzt. Der Anschlag ereignete sich um 8.23 Uhr Ortszeit (= 5.23 Uhr MEZ) am Rande des Katschinskij Marktes im Dscherschinskij-Stadtbezirk. Der Ort liegt etwa acht Kilometer nördlich des Bahnhofs, wo am Vortag eine Bombe mindestens 17 Personen getötet hatte.

Fotos vom Anschlagsort kursieren im Internet. Das englischsprachige russische Nachrichtenportal „Russia Today“ zeigt Großaufnahmen in einer Bilderstrecke. Sie erlauben es, zusammen mit weiteren Angaben aus der Berichterstattung, die genaue Lage des Unglücksbusses zum Zeitpunkt des Attentats ausfindig zu machen. Wer auf Google Earth sucht, findet gar eine Streetview. Exakt hier stand der Oberleitungsbus der Linie N15, als die verhängnisvolle Explosion stattfand:

Wolgograd, Streetview Anschlagsort Kachinskij Markt

Wolgograd, Hauptstraße neben dem Katschinskij-Markt: Hier stand der Oberleitungsbus, als es knallte (Quelle: Google Earth/Streetview – besucht am 30.12.2013)

Unheimlich kann es einem werden, wer aus dieser Ansicht oben rechts das Kreuzchen klickt, um sich das dazu gehörige Satellitenfoto anzuschauen. Plötzlich ist der Eindruck der tödlichen Explosion ganz nah: Ein weißer, breiter Pfeil – wahrscheinlich bedingt durch einen Fehler in der ursprünglichen Luftaufnahme – erscheint mit Konturen, die am unteren Außenrand wie ein Feuerring aussehen. Die Pfeilspitze zeigt nahezu metergenau auf die Stelle, wo 14 Menschen am Morgen des 30. Dezember ihr Leben verloren:

Wolgograd, Katschinskij-Markt, Luftaufnahme

Böse Vorahnung? Ein Fehler in der Satellitenaufnahme – möglicherweise ein Brandfleck – hinterlässt einen Abdruck, die haargenau auf die Stelle des Terroranschlags zeigt (Quelle: Google Earth)

Ich machte die kuriose Entdeckung nur wenige Stunden nach dem tödlichen Knall. Sogleich wurden Erinnerungen an Satellitenbilder der Explosionen der Kernkraftwerke von Tschenorbyl (1986) oder Fukushima (2011) wach.

Man muss nicht davon ausgehen, dass der Terrorist vom Katschinskij-Markt anhand von Google Earth-Luftbilder seine mörderische Tat geplant hat. Aber das nachträgliche, mysteriöse Gefühl der bösen Vorahnung: Da kann einem schon mulmig werden. Gibt es Zufälle?

© Michael den Hoet

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