[Aus: „Buddhismus Heute“, Nr. 47/2009] © Michael den Hoet / Buddhismus Heute
JAKARTA – Erhaben blickt der etwa drei Meter hohe Buddha in die Halle des historischen Gebäudes. Die Statue wird von sanftem Licht angestrahlt, im Hintergrund ist beruhigende Musik zu hören, das Interieur ist asiatisch. Nein, wir befinden uns nicht in einem buddhistischen Tempel, sondern in einem vornehmen Restaurant mit Cocktail-Bar.
Was dem einen Buddhisten ein Zeichen ist, dass der Buddhismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, kann woanders für einen Anhänger der Lehre ein regelrechtes Sakrileg bedeuten. Das musste vor wenigen Monaten eine französische Restaurantkette erfahren, als sie in der indonesischen Hauptstadt Jakarta ein Lokal mit dem Namen „Buddha Bar“ eröffnete. Angehörige der buddhistischen Minderheit des Landes reagierten erzürnt. Die „Indonesische Vereinigung Buddhistischer Studenten“ rief zu Protestaktionen gegen den ihrer Meinung nach kommerziellen Missbrauch des Buddha auf und veranstaltete gleich mehrere Demonstrationen, die viel Aufsehen erregten. Ihr Vorsitzender Eko Nugroho: „Es ist sehr unangemessen das Symbol einer Religion zu verwenden für eine Vergnügungsstätte wo Alkoholika verkauft werden.“
Auch der Minister für religiöse Angelegenheiten, Maftuh Basyuni, schaltete sich in die Affäre ein. „Die Präsenz der Buddha Bar verletzt die religiösen Gefühle der Anhänger Buddhas. Es ist wichtig für die religiöse Harmonie, dass sie geschlossen wird. Sonst fürchte ich, dass wir bald eine islamische Bar, eine christliche Bar und andere Bars haben werden“, sagte er. Der Anti-Korruptionsbeauftragte der Regierung wollte öffentlich wissen, ob Vetternwirtschaft im Spiel gewesen sei. Die Bar befindet sich in einem historischen Gebäude, das einst von der Niederländischen Kolonialverwaltung für die Provinz Batavia als Kulturhaus errichtet worden war. Vor wenigen Jahren wurde es von der Stadtverwaltung gekauft, aufwändig renoviert und zur Pacht ausgeschrieben. Aber auch politische Gründe dürften zum öffentlichen Streit um den Club beigetragen haben. Zu den Mitinhabern gehören Töchter der ehemaligen Präsidentin Megawati Sukarnoputri einerseits sowie des früheren Gouverneurs von Jakarta andererseits. Zur Information: Indonesien befindet sich zurzeit – wie Deutschland – im Superwahljahr.
Gaststätten mit der Bezeichnung „Buddha Bar“ gibt es in mehreren Städten Europas, aber auch in Washington, Dubai, Beirut, Kairo oder Sao Paolo. Der Betreiber hat sich den Namen international als Marke schützen lassen, ebenso wie die Begriffe „Little Buddha Cafe“ und „Siddharta Cafe“. Wellness-Häuser laufen unter dem Markennamen „Buddha-Bar Spa“.
In Jakarta aber wurde die Anstoß erregende Benennung inzwischen fallen gelassen. Die Behörden der Stadt haben sich mit den Betreibern darauf geeinigt, die buddhistischen Symbole aus der Bar zu entfernen und dem Vergnügungstempel seinen historischen Namen zurückzugeben. Im „Bataviaschen Kunstkring“ (Batavischen Kunstzirkel) sollen die zukünftigen Besucher im Ambiente einer Kunstgalerie speisen.
Indonesien hat über 200 Millionen Einwohner. Über 85% von ihnen sind Muslime; daneben gibt es hinduistische, christliche und buddhistische Minderheiten, deren religiöse Rechte von der Verfassung geschützt werden und deren wichtigste Feste zugleich Nationalfeiertage sind.