Frauenordination: Streit um prominenten Theravada Mönch (2010)

[Aus: „Buddhismus Heute Nr. 48/2010] © Michael den Hoet / Buddhismus Heute

BANGKOK / PERTH – Er gilt als einer der bekanntesten und erfolgreichsten Lehrer des Theravada-Buddhismus weltweit. Der 58jährige als Peter Betts gebürtige Brite Ajahn Brahmavamso (Ajahn Brahm) absolvierte sowohl ein wissenschaftliches Studium an einer westlichen Elite-Uni als auch eine umfassende buddhistische Ausbildung in Südostasien. In Thailand machte Ajahn Brahm insbesondere als Lehrer für Laien auf sich aufmerksam. Trotz seiner Lehrtätigkeit in mehreren Ländern findet der in Australien lebende Mahathera Zeit für schwer Kranke, für Strafgefangene und als Sterbebegleiter im Hospiz. Sein Lebenswandel ist der eines untadeligen Mönchs des südlichen Buddhismus, des Theravada.

Dennoch wurde Ajahn Brahmavamso Anfang November von seinem Stammkloster Wat Pa Phong in Thailand offiziell aus der Sangha ausgeschlossen. Der Anlass: In einem Tempel nahe dem australischen Perth hatte er vier Frauen die vollen Bikkhuni-Gelübde abgenommen. Die Ordination der Nonnen sahen die Ältesten seiner Traditionslinie als Affront. Sie erkennen die spirituelle Gleichstellung der ordinierten Frauen mit Theravada-Mönchen nicht an.

Ajahn Brahm erhielt seine Ausbildung in der so genannten „Waldklostertradition“ vom berühmten Meister Ajahn Chah (1918-1992). Im Jahre 1975 hatte dieser, zusammen mit einigen englischsprachigen Mönchen, in einem Dschungelgebiet das Kloster Wat Pah Pong gegründet. Es wurde das wohl erfolgreichste internationale Netzwerk des Theravada: Bis heute gibt es ca. 140 Zweigstellen – nicht nur in Thailand, sondern auch in Nordamerika, Europa, Australien und Neuseeland. Die monastische Disziplin, entsprechend dem buddhistischen Vinaya-Regelwerk, wird hier sehr ernst genommen. Ein Problem dabei: Die Eingliederung von Frauen in die Gemeinschaft der Praktizierenden. Die traditionelle, auf den historischen Buddha zurückgehende Nonnen-Ordinationslinie des Theravada gilt seit Jahrhunderten als ausgestorben. In Thailand etablierte sie sich nie. Die Folge: Frauen werden im thailändischen Buddhismus oft als Praktizierende zweiter Klasse angesehen. Sie können allenfalls bis zu zehn Laienversprechen nehmen, ohne offizielle Ordination.

Bei den Mönchen des Wat Pha Pong Netzwerkes wurde das Thema Frauenordination immer wieder angesprochen, ohne dass es hierbei zu Veränderungen gekommen wäre. Insbesondere westliche Mönche sahen Reformbedarf. Ajahn Brahm handelte. Der Mahathera Samakhom, eine Versammlung von 160 angesehenen thailändischen Mönchen, exkommunizierte ihn daraufhin und strich sein australisches Zentrum von der Liste der Wat Pha Pong-Klöster. Zwar wurde grundsätzliches Verständnis für sein Anliegen der Frauenordination geäußert; sein eigenmächtiges Abweichen von den Regeln wöge aber schwerer. Ajahn Brahm hingegen verweist unter anderem darauf, dass die Ordination außerhalb Thailands stattfand. Er sähe sich der Lehre mehr verpflichtet als den thailändischen Gesetzen.

Das Vorgehen Ajahn Brahms hat unter Theravada-Praktizierenden weltweit eine intensive Debatte, insbesondere über die Rolle der Frau im modernen Buddhismus, ausgelöst.

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