[Aus: „Buddhismus Heute“, Nr. 51/2012] © Michael den Hoet / Buddhismus Heute
PAOLO ALTO (Kalifornien) – Sein Wirken war zeitlebens kontrovers: Für die einen war er das wohl kreativste Computergenie unseres Zeitalters, dessen viele digitale Erfindungen heute das moderne Leben mit Computer, Internet und Mobiltelefon mit bestimmen. Mit seiner Trendmarke Apple und weiteren Firmengründungen brach er das weltweite Beinahe-Monopol des Software-Riesen Microsoft. Andere hingegen warfen ihm seinen kauzigen Führungsstil, eine auf Kundenabhängigkeit angelegte Geschäftsstrategie sowie Mängel im Datenschutz kundenbezogener Daten vor. Auch Berichte über sehr schlechte Arbeitsbedingungen in den Fabriken in China, wo Apple seine Waren produzieren ließ, lösten viel Kritik aus. Als unbestritten indes gilt: Steve Jobs war ein Self-Made-Man, Perfektionist und Visionär.
Doch nur Wenige wissen um den weltanschaulichen Hintergrund des bekennenden Zen-Buddhisten Steve Jobs. Der japanische Zen-Meister Kobun Chino Roshi (1938 – 2002), der ihn 1991 mit seiner großen Liebe Laureen verheiratete, galt als geistiger Mentor. Auf einer Abschlussfeier der Elite-Universität Stanford im Jahre 2005 gewährte der Computerfreak einen der sehr seltenen öffentlichen Einblicke in sein Leben und Denken. Jobs berichtete von seinem Dasein als Adoptivkind, von seinem lange sprunghaften Leben, dessen Sinn sich erst im Nachhinein erschloss. Insbesondere Erfahrungen von Verlust und Vergänglichkeit seien ihm eine ständige Inspiration gewesen. Der Gedanke an den Tod, immer wieder ins Gedächtnis gerufen durch seinen eigenen Kampf gegen seine Krebserkrankung, habe ihm stets geholfen sich, auf Dinge zu konzentrieren, die ihm wesentlich gewesen seien.
„Wenn heute der letzte Tag in meinem Leben wäre, würde ich das tun, was ich mir heute vorgenommen habe zu tun?“, fragte er seit Jahrzehnten sich jeden Morgen im Spiegel. „Und jedes Mal wenn die Antwort ‚Nein‘ war für mehrere Tage hintereinander, wusste ich: Ich muss etwas verändern. Mich zu erinnern, dass ich bald tot sein werde, war für mich das wichtigste Werkzeug, das mir geholfen hat, alle großen Entscheidungen zu treffen. Denn fast alles – alle äußeren Erwartungen, der ganze Stolz, die ganze Angst vor dem Versagen und der Scham – diese Dinge fallen einfach weg angesichts des Todes und es bleibt nur mehr das, was wirklich wichtig ist.“ Wichtig dabei sei es zu lieben, was man tut und wofür man lebt, so Jobs. Den erfolgreichen Uni-Absolventen gab er zum Abschluss sein Lebensmotto mit auf den Weg, das er einem Magazin der Gegenkultur der 1970er Jahre entlehnt habe: „Bleib hungrig, bleib tollkühn“ (engl. „Stay hungry, stay foolish“).
Am 5. Oktober vergangenen Jahres starb Steve Jobs 56jährig im Kreise seiner Familie in seinem Haus in Palo Alto / Kalifornien.