Die Volkszählung auf dem fünften Kontinent bringt es Ende 2002 an den Tag: Australiens Buddhisten überflügeln in ihrer Zahl die Baptisten.
[Aus: „Buddhismus Heute“, Nr. 35/2003, Rubrik „Nachrichten&Hintergründe“] © Michael den Hoet / Buddhismus Heute
CANBERRA – Wenn es nach den reinen Zahlen geht, wächst nirgendwo auf der Welt die Anzahl der Buddhisten so stark wie auf dem Fünften Kontinent. Wie die Auswertung der im Herbst letzten Jahres erfolgten Volkszählung in Australien ergab, stieg dort die Anzahl der Anhänger der Lehre Buddhas seit 1996 um gut 40 %. Nach ihrer Religionszugehörigkeit befragt, gaben vor fünf Jahren etwa 200 000 Australier an, sich zum Buddhismus zu bekennen. Diese Zahl stieg auf 360 000 Menschen. Lediglich Hinduismus (plus 50 %) und Judentum (44 %) verzeichneten stärkere Zuwächse, während die christlichen Kirchen viele Anhänger verloren.
Zu einem guten Teil sind diese Zahlen auf Zuwanderungen der letzten Jahre aus asiatischen Ländern zurückzuführen. Doch auch aus anderen Gründen scheint der Buddhismus an Attraktivität zu gewinnen. Über die Tatsache, dass die Anzahl Buddhisten in „Down Under“ in der statistischen Erhebung die der Baptisten um 50 000 überflügelten, zeigte sich der Präsident der Baptisten-Union Australiens, Rev. Tim Costello wenig überrascht. „Das Versagen der Christlichen Kirchen sich mit [dem Thema] sexuellem Missbrauch auseinanderzusetzen hat ihre Glaubwürdigkeit beschädigt, und hier hat uns der Buddhismus wohl überholt. Buddhismus ist persönlich und nicht kollektiv ausgerichtet, er hat – zumindest in Australien – keinen schweren institutionellen Überbau, was ihn heutzutage wohl ansprechender erscheinen lässt.“, äußerte Costello in Anspielung auf einige Skandale der letzten Zeit, die insbesondere die katholische Kirche in den USA betrafen.
Übrigens scheint auch die einst vom tibetischen Lama Thubten Yeshe (1935-1984) ins Leben gerufene „Stiftung zur Erhaltung der Mahayana Tradition“ (Foundation for the Preservation of the Mahayana Tradition) Australien für ein „gutes Pflaster“ zu halten: Im südöstlichen Bundesland Victoria möchte sie bis zum Jahre 2010 die größte Stupa außerhalb Asiens errichten. In Anlehnung an den Tempelbau im südtibetischen Gyantse ist ein 50 Meter hohes Bauwerk mit einer Grundfläche von 50 x 50 Metern geplant.